Das Lexikon erteilt zum Begriff "Vampir" folgende Auskunft: "Ein Gespenst oder wiederbelebter Leichnam, gewöhnlich der eines Hexers, Verbrechers etc., der nachts sein Grab verlässt und Schlafenden das Blut aussaugt, was ihm oder ihr Unsterblichkeit verleiht (übertr.) eine Person, die sich auf Kosten und zum Schaden anderer ernährt."
Der Legende nach schlafen Vampire tagsüber in ihren Särgen und kommen erst nachts daraus hervor, wenn ihr Leben beginnt. Sie brauchen die Erde ihres Heimatlandes zur Ausstattung ihrer Schlafstätten, den Gruften, in denen sie tagsüber ruhen.
Es gibt eine Unzahl von Methoden, einen Vampir zu erkennen, vor allem an dem abscheulichen Gestank, den sein Atem angeblich ausströmt. Er hat einen Leichengeruch an sich, und das ständige Trinken menschlichen Blutes bringt eine bestimmte Blässe mit sich. Ein Vampir gilt als mager bis dürr, sein Gesicht ist kalkweiß, die Augen stechend. Man sagt ihm unter anderem hypnotische Fähigkeiten nach. Der Legende nach wird sein Bild wird nicht vom Spiegel reflektiert, und er ist außerdem nicht in der Lage, sich durch oder über Wasser fortzubewegen. Eines der sichersten Erkennungsmerkmale sind jedoch seine langen, glatten, scharfen Eckzähne, die er nicht verbergen kann.
Man glaubt, dass Vampire die Fähigkeit haben, sich in einen Wolf oder in eine Fledermaus zu verwandeln, und wenn sie nachts in den Schlafzimmern ihrer Opfer erscheinen, beruhigen sie diese zunächst durch sanfte, streichelnde Bewegungen, ehe sie ihnen die messerscharfen Eckzähne in den Hals graben.
Viele Menschen glauben, man kann sich einen Vampir durch den Gebrauch bestimmter Kräuter, vor allem aber durch Knoblauch, vom Hals halten. Auch ein Kruzifix ist der Legende nach angeblich ein hervorragendes Mittel, um Vampire in die Flucht zu schlagen.
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Hier tötet ein Vampirjäger einen Vampir, indem er einen Pfahl durch dessen Herz treibt ("Horror of Dracula", 1958) |
Es gibt noch unzählige andere, angeblich ebenso wirkungsvolle Methoden. Ein Mensch, den sich ein Vampir als Opfer ausersehen hat, kann dadurch entkommen, dass er einen Rosenkranz um den Hals trägt, Knoblauch oder Wolfsbann vor die Türen und Fenster legt, oder Weihwasser kreisförmig um sich spritzt und so einen geschützten Raum schafft, in den der Vampir nicht eindringen kann.
Der solchermaßen Geschützte kann es dann seinerseits mit dem Vampir aufnehmen, indem er ihn mit einer Silberkugel erschießt, ihm die Brust mit einer Spitzhacke oder einer Lanze durchbohrt, ihn erhängt und danach in der traditionellen Weise pfählt oder ihm den Kopf abschlägt und die Überreste im Feuer vernichtet.
Die bekannteste und bevorzugte Methode, sich eines Vampirs zu entledigen, ist tagsüber sein Grab aufzusuchen und ihm einen Pfahl durch das Herz zu bohren. Je nach Alter des Vampirs wird dieser dann nach und nach verwesen oder, wenn er bereits alt genug ist, sekundenschnell zu Staub und Knochen zerfallen, sagt man.
Man kann auch nachts, wenn man seine Ruhestätte entdeckt hat, Weihwasser rings um das leere Grab sprenkeln und entsprechende Gebete sprechen, was den Vampir daran hindert, an seinen Aufenthaltsort zurückzukommen.
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Wesen, die sich vom Lebensblut anderer ernähren, haben die Menschen auf der ganzen Welt über Jahrhunderte hinweg besonders entsetzt und fasziniert. |
Der Legende nach gibt es eine weitere, angeblich die beste Methode von allen: Ein Priester legt ein Kruzifix in den leeren Sarg, so dass der Vampir nicht mehr dorthin zurückkehren kann. Auf diese Weise nimmt man ihm seine Zufluchtstätte, und die ersten Sonnenstrahlen lassen ihn angeblich zu Staub zerfallen.
Es ist leicht, über manche absonderlichen Erscheinungen zu lächeln, die der Vampirkult mit sich bringt, aber dennoch besitzt diese Legende eine ernstzunehmende Grundlage, an der niemand zweifeln kann, der sich jemals mit den Phänomenen des Vampirismus beschäftigt hat.
Und auch bis heute gibt es immer wieder in der Presse Berichte über Vampirismus, bei denen Tiere und sogar Menschen überfallen werden. Es gibt viele Beispiele für Vampire der keineswegs übernatürlichen Sorte: Menschliche Lebewesen, die eine morbide Befriedigung dabei empfinden, ihren unnatürlichen Durst durch das Blutsaugen bei Lebendigen oder, noch grauenvoller, bei kürzlich Verstorbenen zu stillen.
Varney, der Vampir oder das Blutfest
(Varney the Vampire or the Feast of Blood)
"Varney, der Vampir" gehört zu den bedeutendsten Werken der Literatur, die sich mit dem Vampirthema befassen. Der Roman wurde von Thomas Peckett Prest (1810 -1859) erstmals im Jahre 1847 veröffentlicht. Das Werk umfasst 868 Seiten und enthält mehrere Zeichnungen, die in geschickter Weise Horror und Sexualität verbinden. Die Fortsetzungsgeschichte mit dem raffinierten Untertitel "Das Blutfest" erschien erneut im Jahr 1853 als Schauerroman, in wöchentliche Folgen aufgeteilt, und umfasst 220 Kapitel.
Zeit der Handlung dieser Geschichte ist das Jahr 1735. Die sexuellen Untertöne spielen in den meisten Vampirgeschichten eine bedeutende Rolle, die Heldin ist meist ein junges, bildschönes Mädchen, dass von einem männlichen Vampir überfallen wird, wobei dieser Vampir trotz des Entsetzens, das er verbreitet, meist auf eine erschreckende Art attraktiv dargestellt wird.
Jahrelang hielt man die Geschichte "Varney, der Vampir" für eine reine Erfindung. Neuere Untersuchungen haben jedoch ergeben, dass sie vielleicht auf einem Fall von geisterhaftem Vampirismus beruht, der sich in den letzten Jahren der Regentschaft von Königin Anne ereignete.
Der in dem Roman geschilderte Vampir "Varney" war der unmittelbare Vorläufer einer der berühmtesten Gestalten der Literatur überhaupt, doch Prests Roman wurde ironischerweise durch den Erfolg des Autors Bram Stoker mit seinem erschreckenden Geschöpf "Graf Dracula" in den Schatten gedrängt und ist heute fast vergessen.
Es ist heutzutage nahezu unmöglich, eine Ausgabe von "Varney, der Vampir" aufzutreiben, abgesehen von den großen Bibliotheken und Sammlungen in Privatbesitz, obwohl die Geschichte zu den Hauptwerken der Vampirliteratur zählt.
Es folgt das erste Kapitel von "Varney, der Vampir oder das Blutfest":
"Mitternacht - Hagelwetter - Der schreckliche Gast. Der Vampir.
Die düsteren Glockentöne der alten Kathedrale verkündeten die Mitternacht - die Luft ist schwer und träge - eine seltsame, totenähnliche Stille durchdringt die Natur. Wie die unheimliche Ruhe, die einem besonders schrecklichen Toben der Elemente vorausgeht, scheint alles in seiner Bewegung erstarrt zu sein, scheint ungeheure Kräfte zu sammeln für den gewaltigen Ausbruch. Schwaches Donnergrollen ertönt aus der Ferne. Wie ein Signalschuss, der die Schlacht der Winde ankündigt, erwachten die Elemente aus ihrer Lethargie, und ein fürchterlicher, kriegerischer Orkan fegte über eine ganze Stadt und brachte in den vier oder fünf Minuten, die er andauerte, mehr Verwüstung mit sich als ein halbes Jahrhundert normaler, zeitbedingter Zerstörung.
Es war, als hätte ein Riese eine Spielzeugstadt zertrümmert und viele der Gebäude mit seinem heißen, schrecklichen Atem weggefegt; dann, so plötzlich, wie er entstanden war, legte sich der Sturm wieder, und alles war so ruhig wie zuvor.
Schlafende erwachten und glaubten, dass das, was sie gehört hatten, nichts weiter war als ein verworrener Alptraum. Sie zitterten und drehten sich auf die Seite, um weiterzuschlafen.
Alles ist still - grabesstill. Kein Geräusch durchbricht die magische Ruhe. Aber was ist das? Ein seltsames, klatschendes Geräusch, wie die Schritte von Millionen Zauberwesen? Hagel ist es, jawohl - ein Hagelsturm ist über die Stadt eingebrochen. Blätter werden von den Zweigen gerissen, auch kleine Zweige, Fenster, die der Wut der prasselnden Eiskörner am meisten ausgesetzt sind, zerbrechen, und die gespannte Ruhe, die eben noch über allem lastete, hat einem gewaltigen Getöse Platz gemacht, das sich immer noch verstärkt und alle Entsetzensschreie übertönt, die sich hier und dort erheben, wenn Leute bemerken, dass sich der Sturm ihrer Behausung bemächtigt hat.
Oh, wie der Sturm tobte! Hagel - Regen - Wind. Wahrlich, es war eine schreckliche Nacht.
Da ist ein antikes Zimmer in einem alten Haus. Seltsames und wunderliches Schnitzwerk schmückt die Wände, und der große, offene Kamin ist eine Kuriosität für sich. Die Decke ist niedrig, und das eine große Erkerfenster, das vom Boden bis zur Decke reicht, geht nach Westen. Das Fenster besteht aus vielen kleinen, seltsam gefärbten Butzenscheiben, bleigefasstes Buntglas, das ein schönes, aber eigenartiges Licht in den Raum dringen lässt, wenn Sonne oder Mond in die Wohnung scheinen. Nur ein einziges Bild hängt in dem Zimmer, obwohl die Wände in einer Weise getäfelt sind, als dienten sie dazu, eine ganze Serie von Gemälden aufzunehmen. Das Porträt stellt einen Jungen Mann dar mit bleichem Gesicht, eindrucksvollen Brauen und einem sonderbaren Ausdruck um die Augen, die niemand ein zweites Mal sehen wollte.
Es steht ein großes Bett aus geschnitztem Nußbaumholz in dem Zimmer, von kundiger Hand reich verziert, eines jener Kunstwerke, die ihre Entstehung der elisabethanischen Epoche verdanken. Der Behang ist aus schwerer Seide und Damast gefertigt, und an den vier Pfosten sind sacht sich neigende Federbüschel angebracht - die sind mit Staub bedeckt, und sie verleihen dem Zimmer ein gruftartiges Aussehen. Der Fußboden besteht aus poliertem Eichenholz.
Gott! Wie der Hagel gegen das alte Erkerfenster schlägt! Wie das gelegentliche Scheinfeuer beim Schießunterricht klatschen, schlagen und knallen die Hagelschlossen gegen die kleinen Scheiben, doch die halten stand - ihre geringe Größe rettet sie: Der Wind, der Hagel, der Regen wenden vergebens ihre ganze Wut auf.
Das Bett in dem alten Zimmer ist nicht leer. Ein Wesen, das nach allen Regeln der Schönheit geformt ist, liegt im Halbschlaf auf diesem altehrwürdigen Lager - ein Mädchen, so jung und schön wie ein Frühlingsmorgen. Ihr langes Haar hat sich gelöst und breitet sich über die längst dunkel gewordene Bespannung der Bettstatt aus; das Mädchen muss unruhig geschlafen haben, denn das Bettzeug ist zerwühlt. Ihr einer Arm liegt über dem Kopf, der andere hängt seitlich aus dem Bett. Nacken und Busen, die selbst den größten Bildhauer angeregt hätten, dem je von der Vorsehung Talent verliehen wurde, waren halb enthüllt. Das Mädchen stöhnte leise im Schlaf, und ein paarmal bewegten sich ihre Lippen wie im Gebet - das jedenfalls könnte man annehmen, denn der Name dessen, der für uns alle gelitten hat, war einmal leise zu vernehmen.
Sie scheint sehr erschöpft zu sein, und der Sturm vermag es nicht, sie ganz zu wecken, doch er kann den Schlummer stören, ohne die Kraft zu besitzen, die Schlafenden ganz zu wecken. Der Aufruhr der Elemente rüttelt die Sinne wach, wenn es ihm auch nicht gelingt, die Ruhe gänzlich zu brechen, in die sie entglitten sind.
Oh, welche Zauberkraft lag in dem Mund, dessen Lippen halb geöffnet waren und die perlweißen Zähne enthüllten, die selbst bei dem schwachen Licht, das durch das Erkerfenster drang, noch glänzten und schimmerten. Wie köstlich die langen, seidigen Augenwimpern auf den Wangen liegen. Jetzt bewegt sie sich, und eine der beiden Schultern wird ganz sichtbar - weißer, heller als das makellose Linnen, in dem sie ruht, ist die weiche Haut dieses schönen Wesens, dieser zarten Knospe, die sich erst zum Weibe öffnen wird, und eben in jenem Übergangsstadium verweilt, das uns allen Zauber des Mädchenhaften vermittelt - fast noch ein Kind, und dennoch auch. schon die gereifte Schönheit und Sanftheit kommender Jahre verheißend.
War das ein Blitz? - Ja - ein schrecklich heller, ein zerreißendes Aufblitzen - und dann brüllender Donnerschlag, als ob im blauen Himmelsgewölbe Tausende von Bergen übereinander stürzten. Wer schläft jetzt noch in dieser alten Stadt? Keine lebende Seele. Die Trompeten des Jüngsten Tages hätten sie nicht wirkungsvoller aus dem Schlaf reißen können.
Der Hagelschauer hält an. Der Sturm hält an. Der Aufruhr der Elemente scheint seinen Höhepunkt erreicht zu haben. Jetzt wacht es auf - das schöne Mädchen auf dem kostbaren, alten Bett; sie öffnet die himmlisch blauen Augen, und ein leiser Schreckensschrei dringt über ihre Lippen. Ein Schrei der in dem Dröhnen des Aufruhrs kaum zu hören ist. Sie setzt sich auf und presst die Hände auf die Augen. Himmel! Was für ein wilder Sturzbach gegen die Fenster schlägt, was für ein Sturm, ein Hagel! Der Donner scheint nicht eher aufhören zu wollen, bis ein neuer gezackter Blitz die Lüfte erschüttert. Sie murmelt ein Gebet - ein Gebet für jene, die sie am meisten liebt; die Namen ihrer Lieben dringen über ihre Lippen; sie weint und betet; sie denkt daran, welche Verwüstungen dieser Sturm hervorrufen wird, und sie betet zum großen Gott im Himmel für alles Lebendige. Wieder ein Blitz, ein wilder, bläulicher, schrecklicher Blitz dringt durch das Erkerfenster und lässt die Farben der bunten Scheiben sekundenlang mit fürchterlicher Klarheit aufleuchten. Ein Schrei dringt über ihre Lippen, dann richtet es die Augen starr auf das Fenster, das schon wieder im Dunkeln liegt, und auf ihrem Gesicht zeigt sich der Ausdruck eines nie gekannten Entsetzens. Sie zitterte, und der Angstschweiß stand über ihren Brauen.
»Was - was ist das?« keuchte sie. »War es Einbildung oder Wirklichkeit? O Gott, was war das? Eine große, hagere Gestalt, die versucht, das Fenster von außen zu öffnen. Ich habe es gesehen. Der Blitz hat es mir enthüllt. Die Gestalt stand in voller Größe vor dem Fenster.«
Der Wind ließ ein wenig nach. Der Hagel prasselte nicht mehr so dicht - er fiel jetzt zudem senkrecht zu Boden, und dennoch drang vom Fenster her immer noch dieses pochende Geräusch zu ihr herüber. Nein, das konnte keine Täuschung sein - sie ist ja wach, und sie hört es ganz deutlich. Wodurch wird dieses Geräusch hervorgerufen? Erneut ein Blitz - wieder ein Schrei - ein Irrtum war nun ausgeschlossen.
Eine große Gestalt steht draußen auf dem Sims, dicht vor dem Fenster. Ihre Fingernägel auf dem Glas rufen dieses Geräusch hervor, das dem Hagel so ähnlich ist, dem Hagel, der inzwischen ganz aufgehört hat. Tödliche Angst lahmt die Glieder des schönen Mädchens. Sie bringt nichts hervor als diesen einen Schrei - mit ineinander verkrampften Händen, einem Gesicht wie Marmor, einem Herzen, das wild in ihrem Busen schlägt und jeden Moment den Brustkorb zu sprengen droht, mit aufgerissenen Augen, die auf das Fenster gerichtet sind; sie wartet, erstarrt vor Angst. Das Klappern und Pochen der Fingernägel hört nicht auf. Kern Wort fällt, und nun glaubt sie, die dunkle Gestalt vor dem Fenster wahrnehmen zu können, und sie sieht, wie sich die langen Arme hin und her bewegen und nach einer Möglichkeit zum Eindringen tasten. Was ist das für ein seltsames Licht, das sich draußen allmählich verbreitet? Rot und schrecklich - heller und immer heller wird es. Der Blitz hat eine Mühle in Brand gesetzt, und der Schein der Flammen, die sie mit rascher Gier verschlingen, fällt auf das lange Fenster. Nein, es ist keine Täuschung. Die Gestalt ist immer noch da, tastet das Fenster ab, um einen Einlass zu finden, klappert mit den langen Fingernägeln gegen das Glas, Nägel, die so lang sind, als seien sie schon seit Jahren nicht mehr geschnitten -worden. Das Mädchen versucht zu schreien, aber irgend etwas schnürt ihr die Kehle zu, sie bringt keinen Ton hervor. Es ist zu schrecklich - sie versucht, sich zu bewegen - alle Glieder sind schwer wie Blei - sie kann nur noch in einem rauhen Flüsterton rufen -
»Hilfe - Hilfe - Hilfe - Hilfe!«
Und dieses eine Wort wiederholt sie wie im Traum. Der Feuerschein hält an. Er wirft die entsetzlichen Umrisse der großen, hageren Gestalt gegen das hohe Fenster. Auch auf dem einzigen Bild im Zimmer liegt der rötliche Schimmer, und das Porträt scheint seine Augen auf den zu richten, der hier einzudringen versucht, während das Flackern des Feuers dem Bildnis gespenstisches Leben verleiht. Eine kleine Glasscheibe ist zerbrochen, und die Gestalt streckt eine lange, magere Hand herein, die nur aus Knochen zu bestehen scheint. Der Fensterriegel ist geöffnet, und die eine Hälfte des Fensters wird in den Angeln weit wie eine Flügeltür geöffnet.
Und noch immer konnte sie nicht schreien - sie konnte sich nicht bewegen. »Hilfe! Hilfe! Hilfe!« war alles, was sie leise hervorbrachte. Aber, oh, dieser Ausdruck des Schreckens in ihrem Gesicht, schrecklich - ein Anblick, der die Erinnerung ein Leben lang plagen musste - ein Anblick, der sich in den glücklichsten Augenblicken aufdrängen und Bitterkeit erregen würde.
Die Gestalt dreht sich zur Seite, Licht fällt auf das Gesicht. Es ist völlig weiß - völlig blutleer. Die Augen glänzen wie poliertes Zinn, die Lippen sind gefletscht, und neben den schrecklichen Augen stechen die Zähne aus diesem Gesicht hervor - fürchterliche Zähne! -, vorstehend wie die eines wilden Tiers, unheimlich, weiß funkelnd, lang wie die Fänge einer Bestie. Die Gestalt nähert sich mit sonderbaren, gleitenden Bewegungen dem Bett. Sie klappert mit den langen Nägeln, die buchstäblich von den Fingern herunterhängen. Kein Wort kommt von den Lippen des Eindringlings. Wird sie wahnsinnig? Das schöne, junge Mädchen, das einem solchen Übermaß an Schrecken ausgesetzt ist; sie hat Arme und Beine an sich herangezogen, jetzt kann sie nicht einmal mehr nach Hilfe rufen. Sie hat die Kraft der Artikulation verloren, doch zugleich die Kraft der Bewegung wiedergewonnen. Es gelingt ihr, sich langsam auf die andere Seite des Betts zurückzuziehen, fort von der, auf die die schreckliche Erscheinung zugeht.
Doch ihre Augen sind wie gebannt. Der Blick einer Giftschlange hätte keine größere Wirkung hervorgebracht wie der jener schrecklichen, metallisch glänzenden Augen, die sich auf ihr Gesicht heften. Jetzt bückt sich die Gestalt, so dass der Eindruck gigantischer Größe verloren geht, und das Gesicht, dieses fürchterliche, vorgestreckte - weiße Gesicht nähert sich dem Bett. Was war das für ein Wesen? Was wollte es hier? Warum sah es so unheimlich aus? So, als sei es nicht von dieser Welt und dennoch gezwungen, auf ihr zu wandeln?
Jetzt hat sie den gegenüberliegenden Bettrand erreicht, und die Gestalt hält inne. Als sie stehen geblieben ist, scheint es, als verlöre das Mädchen jegliche Kraft, die Fluchtbewegung fortzusetzen. Sie klammert sich mit unbewusster Kraft an der Bettdecke fest. Sie atmet kurz und schwer. Ihr Busen hebt sich, ihre Glieder zittern, und doch kann sie ihren Blick nicht von dem marmornen Gesicht wenden. Die Gestalt bannt sie mit ihren funkelnden Augen.
Der Gewittersturm ist vorüber - draußen wird es still. Die Winde haben sich gelegt; die Kirchturmuhr verkündet die erste Stunde des neuen Tages. Ein Zischen dringt aus der Kehle des unheimlichen Wesens, und es hebt die langen, mageren Arme - seine Lippen bewegen sich. Es kommt näher. Das Mädchen setzt den rechten, zierlichen Fuß auf den Boden. Unbewusst zerrt sie das Bettzeug mit sich. Die Tür des Zimmers befindet sich dort drüben - wird sie sie erreichen können? Hat sie überhaupt genügend Kraft, um gehen zu können? Kann sie ihren Blick von dem Gesicht des Eindringlings abwenden und so den unheimlichen Bann brechen? Gott im Himmel, ist es Wirklichkeit, oder träume ich so lebhaft, dass ich Wirklichkeit und Traum nicht mehr zu unterscheiden vermag?
Wieder hält die Gestalt inne, und halb auf dem Bett, halb heraushängend daneben liegt das Mädchen und zittert. Ihr langes Haar breitet sich über das ganze Bett aus. Es hat sich auf den Kissen verteilt, als sie sich langsam vorwärts bewegt hatte. Die Pause dauerte eine Minute - oh, welche Ewigkeit des Schreckens und der Agonie. Diese Minute reichte völlig aus, um dem Wahnsinn zu verfallen.
Mit einer plötzlichen Bewegung, die ganz unerwartet kam - mit einem seltsamen, heulenden Schrei, der in eines jeden Menschen Brust tiefstes Entsetzen geweckt hätte, ergriff die Gestalt die langen Strähnen ihres Haares und wand sie sich um die knochigen Hände, hielt das Mädchen damit fest. Nun begann sie wieder zu schreien - der Himmel schenkte ihr die Kraft zum Schreien. Ein Schrei folgte rasch dem anderen. Das Bettzeug fiel neben dem Bett auf den Boden - das Mädchen wurde an seinem langen, seidigen Haar wieder ganz hinaufgezerrt auf das Lager. Ihre schönen, runden Gliedmaßen zitterten vor Seelenpein. Die Blicke aus den glasigen, scheußlichen Augen des Ungeheuers streiften über die engel- hafte Gestalt des Mädchens mit unheimlicher Genugtuung - eine teuflische Entweihung. Der Eindringling zerrt ihren Kopf zu sich heran, an den Bettrand. Er zwingt ihn in den Nacken, hält ihn am Haar fest, das noch immer seine Hand umschlingt. Mit einem Ruck schlug er ihr die fangartigen Zähne in den Hals - ein Strom von Blut und ein unheimliches, saugendes Geräusch folgen. Das Mädchen ist ohnmächtig geworden, und der Vampir genießt seine gespenstische Mahlzeit!"
quelle:www.Satanshimmel.de
Ich habe meine eigene Vorstellung von einem Vampir. Ich stelle sie mir nicht vor wie sie in Büchern oder Medien dargestellt werden. Vampire sind für mich keine Blutrünstigen wesen die Menschen anfallen um ihr Blut in sich aufzunehmen um selbst zu überleben. Sie sind einsam, abgeschottet von der wirklichen Welt. Immer auf der suche nach Liebe und wärme. Denn da wo sie leben ist es kalt, einsam und dunkel. Doch sie werden von der Aussenwelt nicht angenommen, eher noch gefürchtet, wegen ihres rufes. Aus diesem Grunde bleiben sie dann lieber unter sich aus Angst, gesehen und verraten zu werden und dann letzentlich vernichtet.
Ich beschäftige mich schon eine ganze Weile mit diesem Mythos und der Dunkelheit. Und musste feststellen das die Dunkelheit und alles was damit zusammenhängt mich sehr fasziniert. Nur in der Dunkelheit findet man den Frieden und bleibst unendeckt. Am Tage sehen dich die Menschen, wie du gekleidet bist, ob du geschminkt bist oder nicht, ob du dein Haar gewaschen hast oder nicht. In der Nacht ist alles dunkel und kein Mensch kann dich sehen oder erkennen wie du ausschaust. In der Nacht sind alle Menschen gleich, so empfinde ich das. Da ich es hasse angestarrt zu werden als hätten sie noch nie einen Menschen gesehen. Oft verstehe ich die Menschheit nicht. Was ihnen alles wichtig ist. Doch was ist mit Liebe und Geborgenheit? Was ist mit diesen Dingen?
Wir sind alle aus dem gleichen Holz. Für mich spielt es keine Rolle ob jemand dick, dünn, eine lange oder dicke nase, eine narbe oder nur ein Auge hat. Mensch ist Mensch. Aus diesem Grunde würde ich am liebsten auch nur in der Nacht rausgehen. Manchmal glaube ich das ich nicht auf diese Welt gehöre. Denn ich kann die Meinungen oft nicht teilen.
Das ist es wieso ich die Dunkelheit mag und die Vampire. Egal ob es sie nun wirklich gibt oder nicht.